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TANJA LEUENBERGER

Aktualisiert: vor 1 Tag

SWITZERLAND


Kunst als stille Kraft


Tanja Leuenberger, bekannt unter ihrem Künstlernamen "Lionhill", erschafft ihre Kunst nicht, um die Welt um sich herum abzubilden, sondern um sie von innen heraus zu spüren, in Emotionen zu übersetzen und in Form zu bringen. Ihr Werk lässt sich nicht allein durch Technik begreifen – es will erlebt werden. Im Zusammenspiel von traditionellen und zeitgenössischen Medien, Intuition und Reflexion entwickelt sie eine Bildsprache, die dort berührt, wo Worte nicht mehr reichen. Farben, Texturen und Symbole sind in ihren Arbeiten keine bloßen Zierden, sondern Spuren innerer Zustände, Fragen und Erkenntnisse. In diesem Interview gewährt sie uns Einblick – nicht nur in ihren Schaffensprozess, sondern auch in eine Welt der Stille, der Tiefe und des leisen Widerstands, die ihre Kunst in sich trägt.



Jeder Künstler hat seinen eigenen, einzigartigen Weg, und der Moment, in dem er erkennt, dass die Kunst seine wahre Berufung ist, kommt oft schrittweise. Wie begann Ihre künstlerische Reise, und was hat Sie am meisten dazu bewegt, sich voll und ganz dem kreativen Schaffen zu widmen?

 

Kunst war für mich schon immer mehr als nur ein Hobby, sie war mein Ventil, meine Sprache, mein Weg, Eindrücke aus der Gesellschaft und meinem sozialen Umfeld zu verarbeiten. Schon als Kind habe ich gezeichnet und gemalt, doch lange Zeit hielt ich meine Werke unter Verschluss, fast so, als wären sie nur für mich bestimmt. Es brauchte Zeit, bis ich erkannte, dass meine Kunst nicht nur ein persönlicher Ausdruck, sondern auch ein Mittel sein kann, andere Menschen zu berühren, zum Nachdenken anzuregen und vielleicht sogar zu inspirieren. Diese Erkenntnis war ein schrittweiser Prozess, aber irgendwann wurde mir klar: Ich möchte meine Werke nicht länger verstecken. Jetzt ist es mein Ziel, sie mit der Öffentlichkeit zu teilen, als Einladung, neue Perspektiven zu entdecken und eigene Emotionen darin wiederzufinden.


Ihr künstlerischer Weg umfasst verschiedene Techniken und Stilrichtungen – von der Malerei und digitalen Kunst bis hin zu Mixed Media. Wie haben Sie Ihren Ausdruck in dieser Vielfalt gefunden, und inwiefern hat sich Ihr Ansatz im Laufe der Jahre verändert?

 

Ich habe mir im kreativen Prozess noch nie Grenzen gesetzt, denn für mich ist Kunst ein grenzenloses Spielfeld auf dem alles möglich ist. Die Vielfalt an Techniken und Materialien eröffnet mir immer wieder neue Wege des Ausdrucks. Malerei, digitale Kunst und Mixed Media sind für mich keine getrennten Disziplinen, sondern Teile eines grossen Ganzen, die sich gegenseitig bereichern. Die Kombination unterschiedlicher Medien macht meine Kunst lebendig, einzigartig und immer wieder überraschend – sowohl für mich als auch für den Betrachter. Im Laufe der Jahre hat sich mein Ansatz weiterentwickelt: Während ich früher intuitiver gearbeitet habe, gehe ich heute bewusster an die Verschmelzung von Techniken heran. Dennoch bleibt die Experimentierfreude mein wichtigster Antrieb – denn genau darin liegt für mich die Magie der Kunst.

Tanja Leuenberger, Fish, 202, MixedMedia digital, 30 x 21 cm- ARTISTIC HUB MAGAZINE

Der künstlerische Prozess ist nicht nur ein Akt des Schaffens, sondern auch eine kontinuierliche Erforschung, Inspiration und Entdeckung neuer Möglichkeiten. Wie sieht Ihr kreativer Prozess aus – von der ersten Idee bis zum fertigen Werk?

 

Mein kreativer Prozess ist alles andere als linear, mein Kopf ist ständig voller Ideen und es wäre unmöglich, sie alle in einem einzigen Leben umzusetzen. Deshalb notiere ich meine Gedanken oft in einem kleinen Notizbuch oder auf Post-its, um sie nicht zu verlieren. Manche Ideen lassen mich jedoch nicht los – dann muss ich sofort mit der Umsetzung beginnen. Dabei kann es passieren, dass der kreative Fluss stockt, und in solchen Momenten lege ich das Werk beiseite, bis der richtige Impuls wiederkommt. Ich arbeite immer an mehreren Projekten gleichzeitig und entscheide intuitiv, woran ich gerade weiterarbeite. Im Prozess verändert sich die ursprüngliche Idee oft – manchmal übermale ich Teile eines Bildes, wodurch sich eine ganz neue Richtung oder Bedeutung ergibt. Den richtigen Zeitpunkt zu finden, an dem ein Werk wirklich fertig ist, bleibt eine der grössten Herausforderungen, denn jedes Bild könnte sich theoretisch immer weiterentwickeln.


Farben und Texturen spielen in Ihren Werken eine zentrale Rolle, und oft ist eine starke emotionale Dimension spürbar. Wie intuitiv gehen Sie an Farbe und Form heran, und wissen Sie immer schon im Voraus, wie das fertige Werk aussehen wird?

 

Oft starte ich mit einer klaren Idee im Kopf, doch im kreativen Prozess verändert sich diese immer wieder. Ich ich lasse mich dann bewusst von der Dynamik des Schaffens leiten. Farben und Formen wähle ich intuitiv, sie spiegeln meine aktuelle Stimmung wider und bringen die Emotionen ins Bild, die sich nicht in Worte fassen lassen. Kontraste und aussergewöhnliche Kompositionen faszinieren mich besonders, denn sie erzeugen Spannung und Tiefe. Manchmal entwickelt sich ein Werk in eine völlig unerwartete Richtung, dann übermale ich bestimmte Bereiche oder verändere die Struktur, bis es sich für mich stimmig anfühlt. Der kreative Prozess bleibt lebendig, und genau das macht jedes meiner Werke einzigartig.


Ihre Kunst trägt eine tiefgehende Symbolik, in der visuelle Ästhetik mit Introspektion und Emotionen verschmilzt. Nach welchen Kriterien wählen Sie Motive und Elemente für Ihre Werke aus, und wie wichtig ist es Ihnen, dass Ihre Kunst beim Betrachter eine persönliche Reflexion auslöst?

 
TanjaLeuenberger, 1977, 2025_MixedMedia on cardboard, 30 x 40 cm


Für mich ist Kunst ein Mittel, um Emotionen auszudrücken und gleichzeitig einen Raum für persönliche Reflexion zu schaffen. Ich wähle meine Motive und Elemente nicht nach starren Regeln, sondern nach dem, was mich innerlich bewegt – sei es ein Gefühl, ein gesellschaftliches Thema oder ein persönlicher Eindruck. Mein Ziel ist es, den Betrachter emotional zu berühren und ihn dazu anzuregen, seine eigenen Gedanken und Empfindungen in meinen Werken zu entdecken. Dennoch liegt die Bedeutung eines Bildes nicht allein in meiner Intention, denn Kunst ist subjektiv, und jeder bringt seine eigene Wahrnehmung mit. Es fasziniert mich, dass ein und dasselbe Werk völlig unterschiedliche Interpretationen hervorrufen und auf verschiedene Weise berühren kann. Diese Offenheit macht Kunst für mich lebendig und inspiriert mich immer wieder neu.




Künstler erkunden ständig neue Themen und Ausdrucksformen, während sie zugleich entscheidende Wendepunkte in ihrer Entwicklung erkennen. Wenn Sie zurückblicken, welche Schlüsselmomente Ihres künstlerischen Werdegangs würden Sie besonders hervorheben? Und in welche Richtung möchten Sie Ihr Schaffen in Zukunft weiterentwickeln?

 

Ein besonders prägender Moment in meinem künstlerischen Werdegang war, als ich realisierte, dass meine Kunst nicht nur mir dient, sondern auch andere inspiriert, ihre eigenen Emotionen auf kreative Weise auszudrücken. Es überwältigt mich immer wieder, wenn ich sehe, wie Menschen durch Kunst Zugang zu ihren Gefühlen finden. Die meditative Erfahrung, in den kreativen Flow einzutauchen, ist für mich ein unglaubliches Geschenk – ich vergesse dann Raum und Zeit und lasse mich ganz von der Muse leiten. Dieses Gefühl möchte ich auch anderen näherbringen und sie dazu ermutigen, selbst kreativ zu werden, denn oft ist der Zugang zu den eigenen Emotionen schwierig. Kunst kann hier ein heilender Prozess sein, der auf nonverbale Weise befreit. In Zukunft möchte ich mein Schaffen noch sichtbarer machen und bin gespannt, in welche Richtungen es mich führen wird.

Tanja_Leuenberger_flowers_in_my_head_2025_digital mixed media_59 x 59 cm - ARTISTIC HUB MAGAZINE

Das Publikum interpretiert Kunstwerke oft auf sehr persönliche Weise, doch der Künstler selbst weiß am besten, wann seine Werke auf besonders tiefgehende Resonanz stoßen. Gab es eine Reaktion auf Ihre Arbeit, die Sie überrascht oder nachhaltig beeindruckt hat?

 

Wie ich bereits in Frage 5 erwähnt habe, liegt Kunst immer im Auge des Betrachters, und gerade das finde ich so spannend. Oft bekomme ich Rückmeldungen von Menschen aus meinem Umfeld, die meine Werke auf völlig unterschiedliche Weise interpretieren. Es überrascht mich immer wieder, wie vielseitig die Deutungen ausfallen können, und genau das finde ich so faszinierend. Es zeigt mir, dass jeder Mensch eine eigene Perspektive auf die Welt hat, und dass jedes Auge die Dinge anders sieht. Diese Vielfalt an Reaktionen beeindruckt mich nachhaltig und bestärkt mich darin, dass Kunst ein sehr persönlicher und individueller Prozess ist. Es ist unglaublich, wie tief Kunst Resonanz erzeugen kann, wenn sie auf die eigene Wahrnehmung trifft.



Im Gespräch mit Tanja Leuenberger, genannt Lionhill, wird deutlich, dass Kunst kein Ziel ist, sondern eine Spur, die entsteht, wenn wir unserer eigenen Wahrheit Ausdruck verleihen. Ihre Werke verlangen keine Deutung – sie suchen eine Begegnung. Durch einen kreativen Prozess, der keine Grenzen kennt, sondern nur Authentizität, zeigt sie, wie kraftvoll Introspektion und Ehrlichkeit als Mittel der Verbindung sein können – mit sich selbst, mit anderen und mit der Welt. Ihre Worte, ebenso wie ihre Bilder, erinnern uns daran, dass Kunst kein Rückzug aus der Wirklichkeit ist, sondern ihr tiefster Spiegel. Und vielleicht ist es genau deshalb so – dass das, was sie schafft, bleibt.



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